Alle Beiträge von radhanjali

Das Repertoire der Natya Mandir Schule

Wenn nicht anders erwähnt, sind die Choreographien von Kalakshetra, Adyar K. Lakshman und Kalanidhi Narayanan

Eröffnungstänze

Puspanjali mit Alarippu Tisram
Puspanjali mit Siva Sloka und Alarippu Tisram
Puspanjali mit Ganesa Sloka und Alarippu Tisram
Puspanjali mit Ganesa Sloka und Alarippu Khandam
Alarippu Misram
Puspanjali mit Ganesa Sloka, AlarippuTisra Dhruvam
Todaya Mangalam, Raga und Tala: Malika
Nandichol, Raga: Vasanta, Tala: Adi
Mallari, Raga: Gambhiranattai, Tala: Adi (Nagamani S. Rao)
Mallari Raga: Kedara, Tala: Sankirna Jati Triputa Talam

 

Jatisvaram

Jatisvaram Raga: Vasanta, Tala: Rupaka
Jatisvaram Raga: Saraswati, Tala: Rupaka
Jatisvaram Raga: Malika, Tala: Misra Chapu
Jatisvaram Hemavati, Raga, Tala: Misra Chapu
Jatisvaram Bhairavi, Raga, Tala: Rupaka
Jatisvaram Saveri Raga, Tala: Rupaka (Chokkalingam Pillai)
Jatisvaram Saveri Raga, Tala: Rupaka (Kalakshetra)
Jatisvaram Abhogi Raga, Tala: Rupaka (Bharata Choodamani)

 

Kautvum

Natesa Kautvum, Raga: Hamsanandi, Tala: Chatusra Ekam
Ganapati Kautvum, Raga: Nattai, Tala: Adi

 

Sabdam

Sabdam Sarasi Jakshulu Raga: Malika, Tala: Misra Capu
Sabdam Tillai Ambalam (Nagamani S. Rao) Raga: Malika, Tala: Misra Capu

 

Varnam

Varnam Rupamu Jooshi, Raga: Todi, Tala: Adi
Varnam Mohamana Yen Mide, Raga: Bhairavi, Tala: Rupaka
Varnam Ni Inda Mayam, Raga: Danyasi, Tala: Adi
Varnam Entanine, Khamas Raga, Tala: Rupaka
Svarajati Sambasiva, Raga: Khamas,Tala: Adi

 

Padam

Chinna Chinna Padam, Raga: Kapi, Tala: Adi
Minakshi Talattu, Raga: Nilambari, Tala: Khanda Chapu
Kannan Madura Gitam, Raga: Hamsanandhi, Tala: Adi
Ni Uraipa Hanumane, Raga: Malika, Tala: Adi
Rara Sita, Raga: Hindola Vasanta, Tala: Rupaka
Ananda Natamaduvar, Raga: Poorvi Kalyani, Tala: Rupaka
Natanam Adinar, Raga: Vasantha, Tala: Kannda Jati Atatalam
Julete Radha, Raga: Bageshri, Tala: Adi
Haririha Ashtapadi, Raga: Kamavardhini, Tala: Adi

 

Sloka

Devi Sloka und Simhasanastithe, Raga: Malika, Tala: Rupaka
Viruttam Anjalenra (Ellappa)
Sloka Nitya Ananda Gari

 

Padam (Choreographie: Kalanidhi Narayanan)

Mogudochi Pilacedu, Raga: Sahan, Tala: Misra Chapu
Indendu, Raga: Suruti, Tala: Misra Chapu
Entachakkanivade, Raga: Abogi, Tala: Adi
Teruvil Varano, Raga: Khamas, Tala: Rupaka
Krsna Ni Begane, Raga: Yeman Kalyani, Tala: Misra Chapu
Netrandi Neratile, Raga: Useni, Tala: Rupaka
Valaputala, Raga: Atana, Tala: Misra Chapu
Darijuchu, Raga: Sankarabaranam, Tala: Misra Chapu
Enneramum, Raga: Devagandhari, Tala: Adi
Yare Kagilum, Raga: Begada, Tala: Misra Chapu
Kohi Kahiyore, Raga: Sivaranjini, Tala: Adi
Eppadimanam, Raga: Useni, Tala: Misra Chapu
Arar Asai Padar
Mathura Nagarillo, Raga: Ananda Bhairavi, Tala: Adi

 

Ashtapadi

Yahi Madhava, Raga: Sindhu Bhairavi, Tala: Adi
Sa Viraha, Raga: Bhagesri, Tala: Adi
Kuru Yedu Nandana, Raga: Kamaj, Tala: Adi

 

Javali

Sakhi Prana, Raga: Sanjuruti, Tala: Adi
Smarasundaranguni, Raga: Pharaz, Tala: Adi
Yen tate Kuluke, Raga: Kalyani, Tala: Rupaka
Samayamide rara
Samayamide gadura

 

Tillana

Tillana Raga: Mohanam, Tala: Rupaka
Tillana Raga: Hindolam, Tala: Khanda Ekam
Tillana Raga: Hindolam, Tala: Adi
Tillana Raga: Kedara Gaula, Tala: Adi
Tillana Raga: Brindavana Saranga, Tala: Adi
Tillana Raga: Kannada, Tala: Rupaka
Tillana Gauri Nayaka, Raga: Kannada, Tala: Adi (Ellappa)
Tillana Raga: Parasu, Tala: Adi
Tillana Raga: Kathanakutuhalam, Tala: Adi (Smt. Nagamani S. Rao)
Tillana Raga: Hamsanandi, Tala: Adi (Francis Barboza)
Tillana Raga: Behag, Tala: Malika  (V. Kadirvellu)
Tillana Raga: Shankarabaranam, Tala: Adi
Tillana Raga Sri, Tala Adi, (Radha Anjali)

 

Andere Stile und Projekte:

 

Kuchpudi: (Vempati Chinna Satyam)

Krsna Sabdam
Gopi-Teil des Tarangam

 

Seraikella Chhau: (traditional)
Devadasi
Chandrabhaga
Ratri
Radha Krishna

 

Eigenproduktionen Natya Mandir: (Radha Anjali)

Holinrtya
Rawarontek (mit Djiwa Jenie)
Tha dhi tom tam nam
Origin of Drums
Geschichte der Putana
Improvisation zu Sakti
Mahabharata
Tanzprojekt 3 Furuikeya
Saritanz
T4 Adavu
Samgama 2000-2007
Gedichte indischer Poeten
Shikhandi 2010
Bhavayami 2011
Navagraha 2013
Shakti 2014
Nattuvanar 2015
Māhābhārata – eine Geschichte vom Krieg und Frieden 2016-2018
Radha’s Story 2017
SītāRāma – Das perfekte Paar
Vṛkṣa- Der Baum 2020

Unterricht

Der Tanzunterricht findet in erster Linie am Uni­versitäts-Sportinstitut in Wien statt und bietet so einem weiten Kreis von Interessierten die Möglichkeit, in die Grundkenntnisse des Tanzstils Einblick zu bekommen. Darüber hinaus besteht auch im Natya Mandir Verein (natya bedeutet Tanz, mandir bedeutet Tempel, Ort, Stätte) die Möglichkeit zu aufbauenden und weiterführenden Ausbildungsmöglichkeiten sowohl durch Privatstunden als auch durch die Teilnahme an Work­shops mit Gastdozenten aus Indien.

Da der klassische indische Tanz hier, weit weg von seinem Ursprungsland und seiner Kultur, unterrichtet wird, ist es mir ein besonderes Anliegen, sowohl das Verständnis über ihn zu vermitteln als auch die Reflexion über ihn anzuregen, und zwar durch die selbständige Auseinandersetzung mit der indischen Kultur im allgemeinen und dem Tanz im besonderen.

Am Universitäts-Sportinstitut wird zwar primär die Bewegung unterrichtet, aber es wäre oberflächlich, sich nur zu bewegen, ohne den Ursprung, den Sinn und den Inhalt des Bharatanatyam-Tanzes zu verstehen und zu respektieren. Jeder sei daher angehalten sich selbst so weit wie möglich das nötige Hintergrundwissen anzueignen, eine Reise nach Indien zu machen, even­tuell die Sanskritsprache zu lernen und die ent­sprechende Literatur zu lesen. Die angeführte Litera­turliste kann dabei behilflich sein.

Gerade in einer Zeit, wo verschiedene Kulturen immer näher zusammenrücken, kann Bharatanatyam den Tanz und das Leben sehr bereichern.

Radha Anjali

KNIGGE für gute Tanzmanieren

Für den Aufenthalt in einer indischen Tanzschule

Allgemeines

Bei der Ankunft in Madras werden die Tanzlehrer mit Namaskaram (mit rechter Hand, oder beiden Händen Füße berühren, dann Augen) begrüßt.

Beim Hauseingang sollte man fragen, wo man sich die Schuhe auszieht, nicht mit Schuhen eintreten, ebenso natürlich keinen Tanzsaal mit Schuhen betreten. Schuhe nur mit der linken Hand berühren.

Den Lehrer oder männliche Respektspersonen mit ,Sir’ ansprechen, weibliche Respektspersonen mit ,Madam’ oder familiärer mit ,Auntie’.

Talams, Tattukaris, Tattumalais, Bücher, Personen, Bilder oder Photos von Göttern oder Lehrern NIEMALS, weder absichtlich noch unabsichtlich, mit den Füßen berühren, falls es doch einmal passieren sollte (vor allem bei Talams und Tattumalais passiert es immer wieder!), dann gleich Namaskaram machen (mit rechter Hand den jeweiligen Gegenstand oder Menschen berühren, dann Augen). Falls man mit dem Fuß am Lehrer oder sonstiger Respektperson angekommen ist, dann beim Namaskaram die Füße des Lehrers berühren.

Beim Anzünden von Räucherstäbchen diese nicht auspusten, sondern mit der Hand abfächeln.

Undurchsichtige Baumwollbekleidung tragen, nicht ärmellos, und mindestens bis zur Wade reichend (Baumwollhosen oder Baumwollröcke). Keine enganliegende Kleidung oder zu weite Ausschnitte tragen! Weder beim Tanzunterricht noch anderswo die Hose des Salwar weglassen (nackte Beine sind verpönt).

Das Essen nicht mit der linken Hand berühren, alles mit der rechten Hand reichen und entgegennehmen (am besten schon in Wien damit anfangen!)

Sollte man zu den Rauchern gehören, dann sei das Rauchen vor dem Tanzlehrer und vor anderen Respektspersonen zu unterlassen. Ebenso wird es nicht gerne gesehen, wenn Frauen auf der Straße rauchen.

Tanzunterricht

Möglichst am ersten Tag fragen wieviel der Unterricht, das Wohnen und die Verpflegung kostet, und auch bis wann die Bezahlung erfolgen soll. Diese Frist auch bitte einhalten !

Zum Unterricht immer pünktlich erscheinen.

Im Tanzunterricht hat man im Übungssari, Hose und Saribluse zu erscheinen, die Haare so frisiert, daß sie nicht ins Gesicht hängen. Ein Salwar Kameez ist im Unterricht nur als absolute Notlösung erlaubt (Koffer noch nicht ausgepackt, weil gerade aus dem Flugzeug gestiegen), dann aber den Schal ordentlich um die Hüften gewickelt, so daß der Lehrer den Bewegungen gut folgen kann. Keine sackartigen Salwars ohne Schals tragen! Im Unterricht sollte man das Bindi nicht vergessen !

Jede Unterrichtsstunde mit Namaskaram beginnen und beenden, auch wenn man zu spät kommt.

Beim Unterricht nie zwischen Tanzschüler und Tanz­lehrer durchgehen

Wenn man im Unterricht ausgebessert wird, dann nicht widersprechen (,xy hat mir aber gesagt …’), oder eine Ausrede haben (,ich bin müde …’) am besten im Unterricht überhaupt nicht sprechen. Außer Fragen. Aber Fragen können und sollten immer gestellt werden, sowohl im, als auch außerhalb des Unterrichtes.

Wasser (keine sonstigen Getränke) trinken während des Unterrichtes ist erlaubt, man sollte aber immer fragen, bevor man seinen Platz verläßt um einen Schluck aus der Flasche zu nehmen. Die Wasserflaschen nicht im Weg herumstehen lassen. Beim Unterricht im Sitzen (Abhinaya, Nattuvangam oder Gesang), sollten die Wasserflaschen hinter sich abgestellt werden, oder noch besser ganz aus dem Weg, an einer Wand.

Am Boden sitzt man im Schneidersitz, oder die Beine seitlich abgewinkelt, nie aber mit ausgestreckten Beinen (besonders schlimm, wenn die Beine in Richtung einer Person, eines Altars oder einer Bühne ausgestreckt werden). Wenn man im Unterricht auf dem Boden sitzt dann sollte man sich nicht an der Wand anlehnen.

Körperpflege

Sehr wichtig ist das Duschen vor dem Unterricht, aber ebenso nach dem Unterricht. Aber in Madras herrscht akuter Wassermangel, d.h. die Duschen so kurz wie möglich halten, vor allem weil man mehrmals am Tag duscht. Die Haare sollten auch so oft wie möglich gewaschen werden.

Es wird großen Wert auf ein gepflegtes Erscheinungsbild gelegt. Unangenehme Körpergerüche sind absolut tabu !!! Sollte man dazu neigen, dann ist die Verwendung von Seife und Deo unerläßlich !

Die Kleidung sollte immer frisch gewaschen sein, man sollte immer genug Sariblusen, Hosen etc.zum Wechseln mitnehmen, damit man nichts bereits Verschwitztes anziehen muß. In der Hitze trocknet Wäsche in der Regel sehr schnell.

Zu Konzerten und Tanzvorstellungen geht man angemessen angezogen, überhaupt wird unordentliche Kleidung nicht gerne gesehen.

Wohnt man in der Schule, dann wird das auswärts Essen nicht gerne gesehen, wenn möglich immer zu Hause und nicht ,unterwegs’ essen. Beim Verlassen des Hauses bzw. zurückkommen sich immer ab- bzw. anmelden.

Bharatanatyam

RA_1983_Fotoist die feine und hochentwickelte klassische Tanzkunst aus dem Bundesstaat Tamil Nadu in Südindien. Dieser Tanz entwickelte sich aus dem hinduistischen Tempel­ritual, wo der Tanz ein Medium der Gottesverehrung war, und aus dem klassischen indischen Theater, dessen Regeln im Natyasastram (einem Lehrbuch über Theaterkunst) festgelegt sind. Ehemals ein Tempeltanz geht die heutige Form dieses Tanzstiles ins 18. Jahr­hundert zurück, wo die Tanzkunst am Hofe der südindischen Maharajas eine Hochblüte erlebte. Seit dieser Zeit bis in die Gegenwart werden neue Choreographien geschaffen, die den Tanz zu einer äußerst lebendigen Kunstform machen.

Der klassische südindische Tanz ist dynamisch und präzise in seinem Rhythmus und in den Bewegungen. Shringara, die Liebe und das erotische Gefühl und Bhakti, die Hingabe an Gott, sind die zwei wichtigsten Elemente dieses Tanzes. Um diese subtilen Emotionen, gemäß der indischen Ästhetik auszudrücken, braucht die Tänzerin hohe Sensibilität, Inspiration und unaus­schöpfliche Kreativität.

Der abstrakte Teil des Tanzes

Adavu

Das Bewegungsalphabet des reinen (nicht darstellenden) Tanzes nrtta besteht aus adavus. Die Adavus sind bestimmte Bewegungsabläufe, die zu einem vorgegeben Rhythmus in langsamer, mittlerer und schneller Geschwindigkeit ausgeführt werden. Der Rhythmus wird vom Lehrer in rhythmischen Silben gesprochen und mit einem Holz­stock auf ein Holzbrett tattukarzhi geschlagen.

Das Wort Adavu leitet sich aus dem Tamilwort adu ab und heißt tanzen. Als Terminus der Tanzsprache ist es seit mehr als tausend Jahren in Gebrauch.

Die charakteristische Grundposition ist die araimandi – oder ardhamandala – Position der Beine. Hier sind die Füße nach außen gedreht und die Knie gebeugt. Die Fersen bleiben am Boden. (Vgl. demi plié im Ballett). Aus dieser Position werden fast alle Adavus ausgeführt. Bei der murumandi-Position heben sich die Fersen vom Boden ab. Man hockt mit auswärtsgedrehten Knien (grand plié).

Die Grundhaltung der Arme heißt natyarambha – Beginn des Tanzes. Hier sind die Arme waagrecht, paral­lel zum Boden, in Schulterhöhe gehalten, die Ellbogen leicht angewinkelt und die Handflächen mit gestreckten Fingern zeigen nach vorne.

Ein Adavu setzt sich aus

sthanaka Ausgangs- und Endpose
cari Bewegung
nrtta hasta Handstellung
hasta ksetra Bewegungsfeld der Hände während der Bewegung

zusammen.

Zu beachten ist die dabei die korrekte Körperhaltung – angasuddha und das Einhalten des Rhythmus – talasuddha.

Die Adavus werden in drei verschiedenen Tempi ausgeführt:

vilambita langsam
madhya mittel
druta schnell

Jedes Adavu hat eigene Silben, die es bezeichnen. Gemäß dieser Silben werden sie in Serien eingeteilt. Darüber hinaus gibt es auch Einteilungen nach Namen der Bewegungsart.

Je nach Stil, Schule und Lehrer können die Adavus und ihre Einteilungen variieren.

Der erzählerische Teil des Tanzes

Nrtya, das zu Tanzende, das heißt der Teil des Tanzes in dem die mythologischen Geschichten getanzt werden, besteht aus Abhinaya. Abhinaya bedeutet wörtlich vortragen. Man unterteilt vier Arten des Abhinaya, welche auch als Medien des Ausdruckes bezeichnet werden könnten:

1. Angika-Abhinaya Ausdruck durch Körperhaltung
2. Vacika-Abhinaya Ausdruck durch Worte
3. Aharya-Abhinaya Ausdruck durch Schmuck, Schminke und Kostüm
4. Sattvika-Abhinaya Ausdruck durch Gefühl

Das Ziel des Tanzes ist, im Zuschauer das Rasa-Erlebnis zu bewirken. Das gilt sowohl für Nrtta, den reinen Tanz, als auch für Nrtya, den erzählerischen Tanz. Im Vers Nr. 37 des Abhinayadarpana von Nandikesvara heißt es daher:

„yato hastas tato drstir yato drstis tato manah
yato manas tato bhavo yato bhavas tato rasah“

„Wo die Hände sind (sich hinbewegen), dort ist der Blick, wo der Blick ist, ist der Geist, wo der Geist ist, ist das Gefühl, wo das Gefühl ist, ist (entsteht) Rasa.“

Der Aufbau des Tanzrepertoires

  1. Mahaganapati
  2. Puspanjali und Alarippu
  3. Kautvum
  4. Jatisvaram
  5. Sabdam
  6. Varnam
  7. Padam
  8. Javali
  9. Tillana
  10. Mangalam
  11. Sloka

Die Tänzerin T. Balasaraswati verglich den Aufbau des Tanzrepertoires mit dem Aufbau des südindischen Tempels und erklärte auf diese Weise den Bezug zu Gott. Sie zog für ihren Vergleich das klassische „Alarippu-Tillana“ Repertoire heran: Der Pilger nähert sich dem Tempel, er erblickt ihn und seine Gedanken sind im Gebet auf Gott gerichtet. Der Pilger erreicht das Gopuram, den Tempelturm, durch welches er das eigentliche Tempelgelände betritt. Dies entspricht dem Tanz Alarippu. Dieser Eröffnungstanz dient der Konzentration auf Gott mit Hilfe der rhythmisch gesprochenen Silben. Der Jatisvaram entspricht dem Betreten der Ardhamandapa-Halle. Zu den rhythmi­schen Silben gesellen sich Svaras. Die Melodie wird eingeführt, man kommt dem Heiligtum näher. Nach der Ardhamandapa Halle kommt man in die Mahamandapa-Halle, die große Halle vor dem Sanctuarium. Dies entspricht dem Sabdam, es werden Wörter mit Bedeu­tungen eingeführt. Der Pilger kann nun das Sanctuarium erkennen. Im Varnam steht er vor dem Sanctuarium. Er erlebt die Gottheit mit allen Farben und sinnlichen Eindrücken. Abstrakter Tanz und Wörter mit Bedeu­tungen, Hymnen oder Lobpreisungen verschmelzen hier. Hat der Pilger das Heiligtum erreicht, so steht er nun vor der allerheiligsten Statue mit allen seinen Gedanken und Emotionen, die in den Padams zum Ausdruck kommen. Danach wird das Kampferlicht entzündet und für einen kurzen Augenblick sieht man das Gesicht der Gottheit. Dem entspricht der Tillana, einem erleuchtenden Erleb­nis. Nachdem man die Gottheit gesehen hat, nimmt man sie in sich auf und verweilt noch einige Zeit in diesen Gedanken. Das wäre einem abschließenden Sloka vergleichbar.

Die menschlichen Vorstellungen über Gott finden im erzählerischen Tanz Ausdruck, für welchen die Mythen der Götter aus der überlieferten Literatur den Inhalt bilden.Da sich aber über Gott in Wirklichkeit nicht konkretes aussagen lässt, macht verständlich, daß Balasaraswati den Tanz Tillana, der ein abstrakter Tanz ist, mit der Erleuchtung vergleicht.

Alarippu: Begrüßungstanz mit Sollukattus, ohne Text.

Jatisvaram: Reiner Tanz ohne Erzählung. Betonung auf Rhythmus und Melodie.

Sabdam: Erzählung mittels Abhinaya. Ohne Improvisation.

Varnam: Erzählung mittels Abhinaya und Impro­visation. Es wechseln reine Tanzteile mit der Erzählung ab. Höhepunkt der Vorstellung. Dieser Tanz dauert wesentlich länger als die anderen.

Padam: Ausdruckstanz in langsamen Tempo, meist ohne reine Tanzschritte. Erzählung durch Abhinaya.

Javali: Ausdrucktanz wie Padam, inhaltlich jedoch mit leichterem Charakter. Liebe als Hauptthema.

Tillana: Reiner Tanz. Betont die plastische und rhythmische Qualität des Tanzstiles. Ein graziöser und unbeschwerter Tanz mit sehr lebhaftem Rhythmus.

Mangalam: Segenbringende Verabschiedung (Tatti Kumbidal).

Studienablauf

Studiendauer bei regelmäßiger Praxis und Begabung ca. fünf bis sieben Jahre.

Phase 1:

Erlernen der Adavus und Studium theoretischer Grundbegriffe und Hastas.
Geschichte des Bharatanatyam-Tanzes, Überblick über die anderen klassischen Tanzstile Indiens.

Phase 2:

Beginn des Repertoires: Puspanjali, Alarippu, Jatis­varam, Sabdam, Kautvum.
Studium der hinduistischen Mythologie und Religion.

Phase 3:

Fortsetzung des Repertoires: Varnam, Tillana, Padams.
Studium der indischen Ästhetiklehre.

Phase 4

Einführung in Nattuvangam und Gesang, Grund­kenntnisse der südindischen Musik.

Empfehlung: Nach der 3. Phase ist ein Studienaufenthalt in Madras, in der Bharata Choodamani Schule von Adyar K. Lakshman zu empfehlen. Besichtigung der Tempel, Tanzaufführungen und Konzertbesuche, sowie das Anschaffen eines Tanzkostümes, der Fußglocken und des Schmuckes runden den Studienaufenthalt in Indien ab. Danach kann das Arangetram (Solo-Debüt) angestrebt werden.